Kurkuma ist mehr als nur ein Gewürz. Die Wurzel wird bereits seit der Antike für ihre entzündungshemmende Wirkung geschätzt und zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten verwendet. Wie Kurkuma Entzündungen hemmen kann und was die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aussagen, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.

Über Entzündungen und Kurkuma

Wenige Menschen wissen, dass Entzündungen einen essentiellen Bestandteil unseres Immunsystems bilden. Sie helfen u. a. dabei Krankheitserreger aus dem Körper zu entfernen und unterstützen die Wundheilung. Tauchen sie aber häufig auf oder werden chronisch, können Entzündungen schwerwiegende Krankheiten auslösen.

Medikamente wie z.B. Diclofenac, Ibuprofen oder das Steroidhormon Cortison können in solchen Fällen schnell helfen, doch ihr Nebenwirkungsprofil schreckt viele Patienten vor einer längeren Einnahme ab.

Richtig eingesetzt können auch verschiedene Heilpflanzen entzündungshemmend wirken und Heilungsprozesse beschleunigen. Die als Curry-Gewürz bekannte Kurkuma ist eine dieser Pflanzen. In mittlerweile über 20.000 Studien wurden u. a. die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften von Curcumin – einem der Hauptbestandteile von Kurkuma – erforscht. Die Resultate sind vielversprechend.

Selbst die Deutsche Apothekerzeitung befasste sich schon mit der Kurkuma-Wurzel und der Frage ob Curcumin besser als Cortison sei. Wie Kurkuma als Entzündungshemmer funktioniert und was die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aussagen, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.

Heilwurzel Kurkuma hat antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Akute Entzündungen sind ein normaler Bestandteil des Immunsystems.
  • Chronische Entzündungen können aber schwere Krankheiten auslösen.
  • Curcumin beeinflusst bewiesenermaßen Entzündungswerte im Blut, so das Ergebnis von zwei groß angelegten Metastudien aus dem Jahr 2016 [1,2]
  • Eine Grundlagenforschung der Universität des Saarlandes kam zu dem Schluss, dass Curcumin eine ähnliche Wirkungsweise hat wie Cortison [3]
  • Curcumin scheint auch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bei Arthrose und Arthritis zu reduzieren. Und das ähnlich gut wie Ibuprofen oder Diclofenac [4]
  • Während klassische Entzündungshemmer vor allem durch Beschwerden im Magen-Darm-Bereich negativ auffallen, wird Kurkuma sogar als mögliche Therapie bei Beschwerden in diesem Organsystem genannt [5]
  • Curcumin kann daher bei entzündlich bedingten Erkrankungen als Ergänzung oder generell als natürliche Alternativtherapie eingesetzt werden [3]

Die Wirkung von Curcumin bei Entzündungen

Entzündungen sind im Grunde ganz normale Prozesse, die dem Körper dabei helfen, sich vor Krankheitserregern zu schützen. Die dabei entstehenden Anzeichen hat jeder Mensch schon am eignen Körper erlebt: Rötungen, warme Stellen, pochender Schmerz und Schwellungen.

Dahinter steht eine Art Kettenreaktion, die durch einen schädlichen Reiz (z.B. eine infizierte Wunde) hervorgerufen wird. Immunzellen produzieren dann sogenannte Entzündungsmediatoren, die entzündliche Reaktionen einleiten, aufrechterhalten und so wiederum weitere Immunzellen anlocken. Curcumin kann genau diesen Prozess an verschiedenen Stellen unterbrechen [6].

„Wir konnten nachweisen, dass Kurkumin (…) ganz gezielt antientzündliche Wirkung entfaltet.”

Alexandra Kiemer, Prof. für Pharmazeutische Biologie, Universität des Saarlandes [3]

So haben z. B. im Jahr 2016 Wissenschaftler der Universität des Saarlandes die entzündungshemmende Wirkung von Curcumin analysiert.

In ihrer Studie konnten die Professorin für Pharmazeutische Biologie Frau Kiemer und ihr Team nachweisen, dass Curcumin eine ähnliche Wirkung hat wie Cortison. Curcumin beeinflusst nämlich genauso wie Cortison das Protein Gilz (Glucocorticoid-induzierter Leuzin-Zipper). Gilz wirkt dabei wie ein Entzündungshemmer: Nehmen Entzündungen im Körper zu, bauen die körpereignen Immunzellen das Molekül jedoch schnell ab.

Die Forscher fanden heraus, dass Curcumin die Produktion von Gilz stärkt. Auch wenn die Studie in einer Zellkultur vorgenommen wurde und nicht am Menschen, könnte das doch bedeuten, dass Curcumin Entzündungen, z.B. Arthrose oder Magenentzündungen, ähnlich wie Cortison hemmt – im Idealfall allerdings ohne dessen Nebenwirkungen. Als besonders effektiv erweist sich Kurkuma, das eine gesteigerte Aufnahmerate (Bioverfügbarkeit) besitzt, z.B. Mizell-Kurkuma. Das Curcumin kommt mit Hilfe von Mizellen besser in die Blutlaufbahn und kann im Körper sein gesundheitliches Potenzial entfalten [9,10].

Die Ergebnisse der Grundlagenforschung sind jedenfalls vielversprechend. Frau Prof. Kiemer sieht darin sogar eine Basis um „künftig Medikamente zu entwickeln, die weniger unerwünschte Wirkungen haben als Cortison.” [3]

Curcumin hemmt Entzündungen bei Krankheiten

Von rheumatischen Erkrankungen wie Arthritis, über Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes bis hin zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gibt es kaum eine Krankheit, bei der Entzündungen keine Rolle spielen. Und genau diese entzündungshemmende Wirkung des Curcumins könnte auch die Erklärung sein, warum es bei so vielen verschiedenen Beschwerden hilft.

Folgen von Chronischen Entzündungen
Chronische Entzündungen sind Auslöser für zahlreiche Krankheiten. Könnte das anti-entzündliche Potenzial von Kurkuma helfen?

Indem Kurkuma chronische Entzündungen als wesentlichen Bestandteil des Krankheitsmechanismus hemmt, kann es sowohl akute Entzündungssymptome als auch die langfristigen Folgen mildern.

Auf diesem Wege beeinflusst Curcumin diverse Krankheitsbilder:

  • Curcumin reduziert Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bei Arthrose und Arthritis ähnlich gut wie Ibuprofen oder Diclofenac [4]
  • Bei Diabetes mellitus Typ 2 reduziert Curcumin den Blutzucker und senkt die Blutfettwerte [7]
  • Und schließlich kann es bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen helfen, neue Krankheitsschübe zu verhindern [8].

Wie stichhaltig ist die Studienlage?

Curcumin wurde in verschiedenen Studien im Hinblick auf seine entzündungshemmende Wirkung untersucht. Diese Wirkung zeigt sich in der Regel durch eine Reduktion von Entzündungssymptomen wie Schmerzen und Schwellungen, sowie durch eine Senkung von Entzündungsmarkern im Blut.

2016 erschienen hierzu zwei Übersichtsarbeiten, in denen man die verschiedenen Studien zur entzündungshemmenden Wirkung von Curcumin zusammengefasst hat. Die beiden Arbeiten wurden im renommierten “Journal of Pharmacological Research” veröffentlicht. und konzentrierten sich auf den Einfluss von Curcumin auf verschiedene Entzündungsparameter im Blut. Dabei wurden Studien zu diversen, entzündungsassoziierten Krankheiten berücksichtigt.

Dabei wurden neun bzw. acht Humanstudien mit 609 und 549 Probanden in eine Metaanalyse einbezogen. Das bedeutet, dass man die Ergebnisse der einzelnen Studien zusammengefasst hat, um zu berechnen, ob es einen übergreifenden Effekt gab.

Dabei konnte man feststellen, dass Curcumin über all diese Studien hinweg die Konzentration der Entzündungsmarker IL6 und TNFalpha im Blut reduzieren konnte. Diese beiden Botenstoffe werden im Rahmen von Entzündungen von verschiedenen Zellen freigesetzt und vermitteln unter anderem Reaktionen wie Schwellung, Rötung oder auch Fieber.

Ein derart durchgängiger Effekt spricht schon sehr dafür, dass Curcumin tatsächlich Entzündungen hemmt, zumal bei der Bestimmung eines Blutmarkers der Placebo-Effekt nur eine geringe Rolle spielt [1,2].

Fazit

Curcumin hat erwiesenermaßen einen positiven Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Dabei scheint seine entzündungshemmende Wirkung das Schlüsselelement für seinen Einfluss auf verschiedenste Krankheitsbilder, wie Magenentzündungen, Arthrose oder Herzerkrankungen, zu sein.

Macht das aus Curcumin ein Allheilmittel? Nein. Aber tatsächlich könnte Curcumin eine wertvolle Ergänzung zur klassischen entzündungs- und schmerzhemmenden Therapie darstellen. Zwar sind pharmazeutische Präparate in der Regel stärker und dadurch auch auf Anhieb wirkungsvoller, aber sie bringen auch viele Nebenwirkungen mit sich. Curcumin fällt an dieser Stelle besonders positiv auf. Denn während klassische Entzündungshemmer vor allem Beschwerden im Magen-Darm-Bereich hervorrufen, wird Kurkuma sogar als Verdauungshelfer empfohlen.

Es lohnt sich also im Rahmen einer entzündlich bedingten Erkrankung, Curcumin als natürliche Ergänzung z.B. in Form von Mizellen Kurkuma zur klassischen Therapie eine Chance zu geben.

Quellenverzeichnis

  1. Derosa, G., Maffioli, P., Simental-Mendia, L. E., Bo, S., & Sahebkar, A. (2016). Effect of curcumin on circulating interleukin-6 concentrations: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Pharmacological Research, 111, 394–404. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1043661816303929 abgerufen am: 02.09.2019.
  2. Sahebkar, A., Cicero, A. F. G., Simental-Mendia, L. E., Aggarwal, B. B., & Gupta, S. C. (2016). Curcumin downregulates human tumor necrosis factor-alpha levels: A systematic review and meta-analysis ofrandomized controlled. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1043661816300482 abgerufen am: 02.09.2019
  3. Campus – Das Web-Magazin der Universität des Saarlandes, 2016. Curry-Inhaltsstoff Kurkumin wirkt wie Kortison entzündungshemmend. https://campus.uni-saarland.de/forschung/curryinhaltsstoff-kurkumin-wirkt-wie-kortison-entzuendungshemmend abgerufen am: 02.09.2019
  4. Daily, J. W., Yang, M., & Park, S. (2016). Efficacy of Turmeric Extracts and Curcumin for Alleviating the Symptoms of Joint  Arthritis: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials. Journal of Medicinal Food, 19(8), 717–729. https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/jmf.2016.3705 abgerufen am: 02.09.2019.
  5. Aktualisierte S3-Leitlinie Colitis ulcerosa der Deutschen Gesell­schaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechsel­krankheiten (DGVS); AWMF-Register-Nr. 021/00
  6. He, Y., Yue, Y., Zheng, X., Zhang, K., Chen, S., & Du, Z. (2015). Curcumin, inflammation, and chronic diseases: How are they linked? Molecules. https://www.mdpi.com/1420-3049/20/5/9183 abgerufen am: 02.09.2019.
  7. Pivari, F., Mingione, A., Brasacchio, C., & Soldati, L. (2019). Curcumin and type 2 diabetes mellitus: Prevention and treatment. Nutrients, 11(8). https://doi.org/10.3390/nu11081837
  8. Simadibrata, M., Halimkesuma, C. C., & Suwita, B. M. (2017). Efficacy of Curcumin as Adjuvant Therapy to Induce or Maintain Remission in Ulcerative Colitis Patients: an Evidence-based Clinical Review. Acta Medica Indonesiana, 49(4), 363–368. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29348389 abgerufen am: 02.09.2019.
  9. Schiborr, C., Kocher, A., Behnam, D., Jandasek, J., Toelstede, S., & Frank, J. (2014). The oral bioavailability of curcumin from micronized powder and liquid micelles is significantly increased in healthy humans and differs between sexes. Molecular Nutrition and Food Research, 58(3), 516–527. https://doi.org/10.1002/mnfr.201300724
  10. Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65(24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613