Zahlreiche Studien belegen aktuell die therapeutische Wirksamkeit von Curcumin auf die Gesundheit von Gallenblase und Leber. Vor allem die entzündungshemmende und antioxidative Wirkung spielen hierbei eine wichtige Rolle. Außerdem wird Curcumin nachgesagt, dass es den Gallenfluss anregen soll. Könnte das goldgelbe Gewürz also eine Alternative bei der Therapie von Lebererkrankungen sein?

Kurkuma – Heilknolle mit therapeutischer Vergangenheit

Kurkuma ist eine seit langem bewährte Heilpflanze. Die ostasiatische Wurzel fühlt sich vor allem in den Tropen wohl und gehört zur Familie der Ingwergewächse. Ihr botanischer Name ist Curcuma longa und sie wird vor allem in Indien angebaut und geerntet. Im Gegensatz zu den westlichen Ländern ist Kurkuma in Indien und China bereits seit tausenden von Jahren bekannt. Dort wird sie nicht nur für ihren würzigen Geschmack und die einzigartige Farbe sehr geschätzt, sondern auch therapeutisch verwendet.
Die indische Ayurveda setzt die Kurkuma-Pflanze bereits seit Generationen bei den unterschiedlichsten Beschwerden ein. So ist sie nicht nur bei Entzündungen ein gängiges Hausmittel. Sie hat auch immunstimulierende und antibakterielle Fähigkeiten, welche die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen steigern.

Kurkuma Wurzel frisch und als Pulver
Die therapeutische Wirkung der Kurkuma-Wurzel wird immer mehr erforscht. Foto: stevepb / Pixabay

Doch die Kurkuma-Pflanze erfährt seit einigen Jahren auch hierzulande vermehrtes Interesse. Als Lebensmittelfarbstoff ist das Curcumin, das sich im Kurkuma-Rhizom befindet, schon seit Langem bekannt. Die Tropenpflanze ist jedoch seit einigen Jahren Gegenstand medizinischer Forschung. Dabei werden nicht nur ihre Wirkweisen auf Magen-Darm-Erkrankungen untersucht, sondern auch auf Volkskrankheiten wie Diabetes, Alzheimer oder Herzerkrankungen [1]
Aufgrund ihrer zahlreichen Inhaltsstoffe wie ätherischen Ölen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist die Kurkuma-Knolle eine ideale Ergänzung für eine ausgewogene und vollwertige Ernährung. Ihre biologisch aktivsten Inhaltsstoffe sind jedoch die Curcuminoide. Unter diesem Begriff fasst man vor allem Curcumin, Demethoxycurcumin und Bisdemethoxycurcumin zusammen. Diese Verbindungen bedingen maßgeblich die Wirkung von Kurkuma auf den menschlichen Organismus [1]. Doch welche Wirkung hat Curcumin auf die Leber- und Gallen-Funktion?

„Kurkuma regt die Gallenfunktion an und könnte die Leber vor Schäden schützen.“

Funktionen von Galle und Leber

Leber und Gallenblase bilden im Körper eine aufeinander abgestimmte Einheit, die essentielle Aufgaben des Verdauungssystems übernimmt. Dabei ermöglicht das Zusammenspiel dieser Organe die Nährstoffe aus dem Darm zu verarbeiten oder Abbaustoffe auszuscheiden. Gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit Leber und Galle können daher verschiedene Ursachen haben und sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern [2].

fettigem Essen: Eggs & Bacon
Zur Verdauung von fettigem Essen brauchen wir Galle & Leber

Beide Organe stehen in enger Verbindung zueinander und wirken gemeinsam auf die Verdauung von Nahrungsfetten. In der Leber wird unter anderem die Gallensäure aus Cholesterin produziert. Diese wird in der Gallenblase gespeichert und bei Bedarf in den Zwölffingerdarm abgegeben. Dort ermöglicht sie die Spaltung von Fetten. Außerdem scheidet der Körper über die Galle giftige oder schlecht wasserlösliche Stoffe aus [2].


Die Leber erfüllt sehr viele unterschiedliche Funktionen. So dient sie unter anderem der Bildung und Speicherung von Glukose und stellt manche Proteine und Ketonkörper her. Auch der Abbau von Giftstoffen wie Alkohol oder Medikamenten findet in der Leber statt. Die Leber ist daher ein zentrales Organ für den Stoffwechsel, das sich sogar selbst regenerieren kann. Falls ein Teil der Leber operativ entfernt werden muss, kann der übrig gebliebene Rest von sich aus wieder nachwachsen [2].

Folgen von Leber- und Gallen-Funktionsstörungen

Bei Störungen der Leber- und Gallen-Funktion wird unter anderem zu wenig Gallensäure produziert. Die Verdauung von Fetten kann dadurch gehemmt oder ganz unterbunden werden. Symptome, die dabei auftreten, sind zum Beispiel Verdauungsbeschwerden oder Unwohlsein. Langfristig kann es jedoch auch zu schwerwiegenden Störungen des Stoffwechsels kommen [2].

„Curcumin wirkt verdauungsfördernd und kann den Gallenfluss anregen.“

Curcumin kann die Produktion und Sekretion von Gallensäure auf natürliche Art fördern. Es könnte insbesondere bei Fettverdauungsstörungen helfen, den natürlichen Verdauungsprozess zu unterstützen. Allerdings sollten Menschen mit einem diagnostizierten Verschluss der ableitenden Gallenwege Curcumin nur nach Absprache mit einem Arzt einnehmen. Ansonsten könnte der gesteigerte Gallenfluss in diesem Fall zu Gallensteinen führen [4].

Kurkuma-Wirkung auf die Leber

Die Kurkuma-Pflanze wirkt jedoch nicht nur gallentreibend sondern möglicherweise auch präventiv bei Gallensteinen und soll die Leber schützen. So beeinflusst Curcumin unter anderem die Blutfettwerte positiv, was im Zusammenhang mit der Entstehung einer Fettleber steht [3]. Wichtiger ist aber wahrscheinlich der Einfluss, den Curcumin direkt auf die Leber ausübt: So spielen chronische Entzündungen und oxidativer Stress eine wichtige Rolle bei zahlreichen Lebererkrankungen. Viele Funktionsstörungen, oder Infektionen resultieren in einer Entzündung (Hepatitis), die zu einer Fibrose und letztlich Zirrhose führen kann [2].

Dank seiner entzündungshemmenden Wirkung kann Curcumin diesem Prozess entgegenwirken. Bei Patienten mit einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung wurde dieser Zusammenhang bereits in großen Meta-Analysen untersucht. Das Ergebnis: Über alle Studien hinweg reduzierte Curcumin die erhöhten Leberwerte im Blut und verbesserte zusätzlich die Blutzuckerregulation und das LDL-Cholesterin [5].

Fortschreiten von Leberschäden: Fibrose kann zur Zirrhose werden und sich schließlich zu Leberkrebs entwickeln
Die Leber leidet als wichtigstes Stoffwechselorgan direkt unter toxischen Schädigungen. In Tiermodellen zeigte Curcumin eine schützende Wirkung vor Fibrose-Veränderungen.

Curcumin bei Leberfibrose

Im Tiermodell wurde außerdem der Einfluss von Curcumin auf eine Fibrose der Leber untersucht. In diesem Stadium hat die Entzündung der Leber bereits in einem bindegewebigen Umbau der Leber resultiert [2]. Es zeigte sich, dass die tägliche Einnahme von Curcumin die fibrotischen Veränderungen reduzierte. Weiterhin konnte eine Abnahme der Kollagenablagerung in der Leber beobachtet werden [6]. Diese führt normalerweise zur Einschränkung der Elastizität des Organs.

Diese antifibrotische Wirkung von Curcumin konnte zwar noch nicht beim Menschen gezeigt werden. Angesichts des positiven Einflusses auf das vorangehende, entzündliche Geschehen in der Leber spricht jedoch vieles für eine entsprechend protektive Wirkung.

Mizellares Kurkuma ist am effektivsten

Die Problematik des Curcumins liegt in seiner Bioverfügbarkeit. Dieser Begriff beschreibt, wie gut eine Substanz aus der Nahrung auch ins Blut gelangt. Demnach wird Curcumin aufgrund seiner fettlöslichen Eigenschaft nur sehr schwer im Darm resorbiert und schnell wieder ausgeschieden [7].

„Mizellen-Formulierung steigert die Bioverfügbarkeit von Curcumin.“

Eine deutsche Studie des Instituts für biologische Chemie und Ernährung aus Stuttgart hat sich mit einer möglichen Curcumin-Formulierung auseinandergesetzt, welche die Verwertbarkeit des Curcumins erhöhen könnte. Folglich untersuchten die Forscher die Bioverfügbarkeit des Curcumins bei gesunden Probanden. Die Dosierung des Curcumins erfolgte einerseits als natives oder mikronisiertes Pulver oder mittels einer Mizellen-Formulierung. Nach 24 Stunden konnten die Wissenschaftler beobachten, dass die Mizellen-Formulierung einen Anstieg der Bioverfügbarkeit um den Faktor 114 bis 277 erzielte. Das entspricht einer durchschnittlich 185-fach höheren Bioverfügbarkeit des Inhaltsstoffs im Vergleich zu nativem Pulver [8].

Weiterführende Studien mit derselben Formulierung konnten darüber hinaus zeigen, dass die verbesserte Bioverfügbarkeit zu einer Akkumulation der Curcuminoide im Blut führt [9]. Das ist insofern interessant, da sich hieraus bessere Bedingungen für eine Langzeittherapie ergeben. Auch im Direktvergleich von mizellarem Curcumin mit allen anderen, bekannten Curcumin-Formulierungen, erwies sich diese Darreichungsform als überlegen [10].

Zusammengefasst: Wirkweise von Kurkuma und Curcumin auf Galle und Leber

Kurkuma und Curcumin bergen großes Potential zur ergänzenden Therapie von Leber- und Gallenerkrankungen. Sie verbessern den Gallenfluss, wodurch die Fettverdauung erleichtert und möglicherweise sogar Gallensteinen vorgebeugt wird. Außerdem wirkt Curcumin entzündlichen Prozessen in der Leber entgegen und könnte dadurch sogar den fibrotischen Umbau des Gewebes verhindern.

Das größte therapeutische Potential hat dabei Curcumin in Mizell-Form. Es weist die höchste bekannte Bioverfügbarkeit von Curcumin-Präparaten auf und bietet sich am ehesten für die langfristige Einnahme bei Lebererkrankungen an. Lediglich Patienten mit Verschluss der Gallenwege sollten bei der Einnahme von Curcumin vorsichtig sein.

Quellenverzeichnis

  1. Kocaadam, B., & Şanlier, N. (2017). Curcumin, an active component of turmeric (Curcuma longa), and its effects on health. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 57(13), 2889–2895. https://doi.org/10.1080/10408398.2015.1077195
  2. Internisten im Netz, Funktion der Leber » Leber » Leber, Galle & Bauchspeicheldrüse » Fachgebiete » Internisten im Netz » (internisten-im-netz.de)
  3. Qin, S., et. al, 2017. Efficacy and safety of turmeric and curcumin in lowering blood lipid levels in patients with cardiovascular risk factors: A meta-analysis of randomized controlled trials. Nutrition Journal. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29020971
  4. Wang, Y., Wang, L., Zhu, X., Wang, D., & Li, X. (2016). Choleretic Activity of Turmeric and its Active Ingredients. Journal of Food Science, 81(7), H1800-6. https://doi.org/10.1111/1750-3841.13348
  5. Jalali, M., Mahmoodi, M., Mosallanezhad, Z., Jalali, R., Imanieh, M. H., & Moosavian, S. P. (2020). The effects of curcumin supplementation on liver function, metabolic profile and body composition in patients with non-alcoholic fatty liver disease: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Complementary Therapies in Medicine, 48, 102283. https://doi.org/10.1016/j.ctim.2019.102283
  6. Xu, W., Wang, L., Niu, Y., Mao, L., Du, X., Zhang, P., Li, Z., Li, H., & Li, N. (2023). A review of edible plant-derived natural compounds for the therapy of liver fibrosis. European Journal of Gastroenterology & Hepatology, 35(2), 133–152. https://doi.org/10.1097/MEG.0000000000002483
  7. Liu, W., Zhai, Y., Heng, X., Che, F. Y., Chen, W., Sun, D., & Zhai, G. (2016). Oral bioavailability of curcumin: problems and advancements. Journal of Drug Targeting, 1–9. https://doi.org/10.3109/1061186X.2016.1157883
  8. Schiborr, C., Kocher, A., Behnam, D., Jandasek, J., Toelstede, S., & Frank, J. (2014). The oral bioavailability of curcumin from micronized powder and liquid micelles is significantly increased in healthy humans and differs between sexes. Molecular Nutrition and Food Research, 58(3), 516–527. https://doi.org/10.1002/mnfr.201300724
  9. Kocher, A., Bohnert, L., Schiborr, C., & Frank, J. (2016). Highly bioavailable micellar curcuminoids accumulate in blood, are safe and do not reduce blood lipids and inflammation markers in moderately hyperlipidemic individuals. Molecular Nutrition & Food Research, 60(7), 1555–1563. https://doi.org/10.1002/mnfr.201501034
  10. Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65(24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613