Erkältungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Manche Menschen erwischt es gleich mehrmals im Jahr. Speziell während der „Grippe-Saison“ stecken sich Verwandte, Freunde und Arbeitskollegen reihenweise gegenseitig an. Obwohl Erkältungen keine lebensbedrohliche Erkrankung darstellen, schränken insbesondere wiederkehrende Infekte die Lebensqualität deutlich ein. Darüber hinaus stellen häufige grippale Infekte auch einen Hinweis auf ein geschwächtes Immunsystem dar. Gerät das Immunsystem langfristig aus dem Gleichgewicht, begünstigt dies andere, schwerwiegendere Erkrankungen. Grund genug also, sich darüber Gedanken zu machen, wie man das Immunsystem zusätzlich stärken kann. Ein vielversprechender Kandidat zur natürlichen Stimulation des Immunsystems ist Kurkuma, beziehungsweise sein wichtigster Inhalts- und Wirkstoff Curcumin.
Erkältungen und grippale Infekte – Erreger, Symptome und Ursachen
Erkältungen, oder grippale Infekte beschreiben eine Gruppe von Infektionserkrankungen der oberen Atemwege. Die Symptome sind den meisten Menschen wohlvertraut: Husten, laufende Nase, Heiserkeit, Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen. Als häufigster Auslöser gelten Viren, die Nase, Nasennebenhöhlen, Hals und Bronchien befallen. Wesentlich seltener sind Bakterien verantwortlich. Diese können jedoch bei geschwächten Personen die Atemwege auf Basis einer bereits vorliegenden viralen Infektion befallen. Über eine sogenannte Superinfektion kann das zu einer Lungenentzündung führen. Ein grippaler Infekt ist nicht zu verwechseln mit einer Grippe. Während der grippale Infekt durch verschiedene Viren ausgelöst wird, wird die Grippe ausschließlich durch Influenza-Viren übertragen. Die Symptome ähneln sich zwar, sind jedoch bei einer Grippe stärker ausgeprägt. Dadurch ist die Grippe für ältere und geschwächte Menschen durchaus gefährlich. Aus diesem Grund gibt es gegen die Grippe direkt antivirale Medikamente und eine Impfung (1,2).
Bekanntermaßen treten Erkältungen vor allem im Winter auf. Das hat jedoch weniger mit den kühleren Temperaturen und mehr mit anderen Faktoren zu tun. Zum einen kommt es durch die geringere Luftfeuchtigkeit bei kaltem Wetter zu einem Austrocknen der Schleimhäute in den Atemwegen. Das Eindringen von Viren wird dadurch deutlich erleichtert. Die Haut und Schleimhäute stellen im intakten Zustand den wichtigsten Teil des Immunsystems dar. Sie stehen ständig im Kontakt mit Krankheitserregern und verhindern das Eindringen in den Körper (1,2).
Zum anderen neigen Menschen dazu im Winter vermehrt Zeit in Räumen mit anderen Menschen zu verbringen. Kombiniert mit trockener Heizungsluft und geringer Luftzirkulation wird die Verbreitung von Krankheitserregern extrem erleichtert. Darüber hinaus sind einige der häufigsten Erkältungsviren auf das Überleben in nass-kalter-Umgebung angepasst. Dadurch breiten sie sich vor allem im Winter aus (1,2).
Kurkuma und das Immunsystem
Curcumin ist ein leuchtend orange-gelber Farbstoff, der zu drei bis fünf Prozent in der Kurkuma-Wurzel zu finden ist. Es verleiht dem Gewürz seine charakteristische Farbe. Mittlerweile ist es weitestgehend anerkannt, dass dieser spezielle sekundäre Pflanzenstoff unter anderem antientzündliche und antioxidative Eigenschaften besitzt. Weniger weit verbreitet ist die Tatsache, dass Curcumin auch ein ausgeprägtes immunologisches Potential besitzt: Es wirkt antiviral, antibakteriell und antifungal (fungus = Pilz) (3). Dadurch unterstützt es den Körper bei der Bekämpfung zahlreicher Krankheitserreger.
Eine frühe Übersichtsarbeit von 2007 konnte bereits feststellen, dass Curcumin in vitro die Aktivität verschiedener Zellen des Immunsystems aktiviert. Darüber hinaus wurde sogar eine verbesserte Bildung und Freisetzung von Antikörpern durch das Immunsystem gezeigt (4).
Andere Studien konnten zeigen, dass Curcumin den Influenza-A-Virus, sowie den Noro-Virus, einen Übertrager von akutem Brechdurchfall, bekämpft (5,6). Außerdem konnte Curcumin in einer weiteren Untersuchung die Immunzellen bei einer Influenza-Infektion modulieren. Dadurch wurde ein Überschießen der Entzündungsreaktion in den Lungenzellen reduziert (7).
Nun muss man einwenden, dass die meisten der existierenden Studien lediglich Untersuchungen in Zellkulturen und an Mäusen sind. Studien an Menschen, die mit bestimmten Erregern infiziert sind, stehen noch aus. Es wäre demnach vermessen aus diesen Ergebnissen eine konkrete therapeutische Empfehlung abzuleiten.
Curcumin gegen Covid?
Anders sieht es bei den Studien zur Wirkung von Curcumin bei Covid-19 aus, welche am Menschen stattfanden. Eine Analyse von insgesamt sechs Studien ergab, dass die Gabe von Curcumin-Präparaten bei Covid-19-Patienten die Symptome lindern konnte. Außerdem wurden die Krankenhausaufenthalte verkürzt und das Todesrisiko gesenkt. Man vermutet, dass dies an den antientzündlichen Eigenschaften von Curcumin liegt, welches einer überschießenden Immunreaktion entgegenwirkt (8). Eine weitere Meta-Analyse zum Effekt von Curcumin bei Covid-19 kam zu dem Ergebnis, dass es die Mortalität reduziert (9). Anzumerken ist, dass die Anzahl der Teilnehmenden relativ gering war und die Aussagekraft der Studien dementsprechend strittig. Die Ergebnisse sind nichtsdestotrotz vielversprechend und bedürfen weiterer Erforschung.
Von besonderem Interesse ist auch der kombinierte Einsatz von Curcumin mit Antibiotika. Eines der größten Probleme der modernen Medizin sind zunehmende Resistenzen von Bakterien gegen verschiedenste Antibiotika. Deshalb herrscht allgemein großes Interesse an Stoffen, die gegen Erreger wirken, die bereits resistent gegen geläufige Antibiotika geworden sind. So hat eine Studie aus dem Jahr 2013 beispielsweise den Einfluss von Curcumin auf Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Bakterien (MRSA) untersucht. MRSA zählen zu den am weitesten verbreiteten Problemkeimen, gegen die ständig neue Therapiemöglichkeiten gesucht werden. Es konnte gezeigt werden, dass durch die Gabe von Curcumin weniger Antibiotika notwendig waren, um die Bakterien einzudämmen (10). Ein weiterer Vorteil von Curcumin wäre darüber hinaus seine geringen Nebenwirkungen und seine große Sicherheit in der Anwendung (11).
Fazit: Curcumin gegen Erkältungen und Covid-19?
Lohnt sich also die gezielte Anwendung von Curcumin bei Atemwegsinfekten? Aus wissenschaftlicher Sicht steht eine endgültige Antwort noch aus, jedoch spricht aktuell vieles dafür. Ähnlich wie Ingwer heute als Hausmittel bei Erkältungen gilt, könnte Kurkuma zur Stärkung des Immunsystems empfohlen werden. Dabei sollte man jedoch erwähnen, dass es bei der Anwendung der beiden Wurzelgewächse einen Unterschied gibt: Während viele Inhaltsstoffe des Ingwers wasserlöslich und leicht aufzunehmen sind, ist das Curcumin in der Kurkuma fettlöslich. Will man also von den gesundheitlichen Vorzügen profitieren, muss das Curcumin mit Fett aufgenommen werden. Alternativ bieten sich auch mizellare Präparate zur therapeutischen Einnahme an. Dank ihrer gesteigerten Bioverfügbarkeit gelangt deutlich mehr Curcumin ins Blut (12). Aus diesem Grund wurden auch vor allem Mizell-Präparate in den erwähnten Covid-Studien verwendet.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die wichtigsten Maßnahmen bei einer Erkältung Bettruhe und viel Flüssigkeit sind. Die unangenehmen Symptome wie Fieber und laufende Nase sind Teil der Immunreaktion unseres Körpers. Auf diese Weise setzt er sich gegen die Krankheitserreger zur Wehr. Stoffe wir Curcumin unterstützen den Körper bei seiner Immunreaktion, was jedoch nicht heißt, dass die Symptome unmittelbar abklingen. Es ist also in jedem Fall wichtig und angebracht, dem Körper die von ihm eingeforderte Ruhe zu gönnen. Vor allem dann, wenn man regelmäßig unter Erkältungen zu leiden hat.
Zur Wirkung gegen Covid-19 liegen zwar bereits vielversprechende Studienergebnisse vor, jedoch ist die untersuchte Personengruppe recht klein. Daher kann man noch keinen definitiven Nutzen ableiten. Hierzu sollten zukünftige Studien abgewartet werden, um eine definitive Anwendungsempfehlung auszusprechen. Bis dahin spricht nichts gegen die präventive Einnahme von Curcumin. Man sollte es nur nicht als Ersatz zur Standardtherapie betrachten.
Quellenverzeichnis
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Atemwegsinfektionen https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/krankheitsbilder/atemwegsinfektionen/ (abgerufen am 18.02.2023)
- Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten: Grippe: Definition & Unterschiede zur Erkältung https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/grippe/was-ist-grippe.html#c1570 (abgerufen am 18.02.2023)
- Zorofchian Moghadamtousi, S., Abdul Kadir, H., Hassandarvish, P., Tajik, H., Abubakar, S., & Zandi, K. (2014). A review on antibacterial, antiviral, and antifungal activity of Kurkumin. BioMed Research International. https://doi.org/10.1155/2014/186864
- Jagetia, G. C., & Aggarwal, B. B. (2007). “Spicing up” of the immune system by curcumin. Journal of Clinical Immunology. https://doi.org/10.1007/s10875-006-9066-7
- Han, S., Xu, J., Guo, X., & Huang, M. (2018). Curcumin ameliorates severe influenza pneumonia via attenuating lung injury and regulating macrophage cytokines production. Clinical and Experimental Pharmacology and Physiology, 45(1), 84–93. https://doi.org/10.1111/1440-1681.12848
- Yang, M., Lee, G., Si, J., Lee, S. J., You, H. J., & Ko, G. P. (2016). Curcumin shows antiviral properties against norovirus. Molecules, 21(10). https://doi.org/10.3390/molecules21101401
- Xu, Y., & Liu, L. (2017). Curcumin alleviates macrophage activation and lung inflammation induced by influenza virus infection through inhibiting the NF-κB signaling pathway. Influenza and Other Respiratory Viruses, 11(5), 457–463. https://doi.org/10.1111/irv.12459
- Vahedian-Azimi A, Abbasifard M, Rahimi-Bashar F, Guest PC, Majeed M, Mohammadi A, Banach M, Jamialahmadi T, Sahebkar A. Effectiveness of Curcumin on Outcomes of Hospitalized COVID-19 Patients: A Systematic Review of Clinical Trials. Nutrients. 2022 Jan 7;14(2):256. doi: 10.3390/nu14020256. PMID: 35057437; PMCID: PMC8779570.
- Kow CS, Ramachandram DS, Hasan SS. The effect of curcumin on the risk of mortality in patients with COVID-19: A systematic review and meta-analysis of randomized trials. Phytother Res. 2022 Sep;36(9):3365-3368. doi: 10.1002/ptr.7468. Epub 2022 Apr 28. PMID: 35484795; PMCID: PMC9110992.
- Mun, S.-H., Joung, D.-K., Kim, Y.-S., Kang, O.-H., Kim, S.-B., Seo, Y.-S., … Kwon, D.-Y. (2013). Synergistic antibacterial effect of curcumin against methicillin-resistant Staphylococcus aureus. Phytomedicine, 20(8–9), 714–718. https://doi.org/10.1016/j.phymed.2013.02.006
- Soleimani, V., Sahebkar, A., & Hosseinzadeh, H. (2018). Turmeric (Curcuma longa) and its major constituent (curcumin) as nontoxic and safe substances: Review. Phytotherapy Research : PTR. https://doi.org/10.1002/ptr.6054
- Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65(24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613