Knapp ein Viertel aller Deutschen leidet an Bluthochdruck. Damit ist er einer der häufigsten Gründe für einen Arztbesuch (1). Auf Dauer führt Bluthochdruck zu einer Belastung der Gefäße im Körper. Die Folge: Arterienverkalkung und Herzerkrankungen. Zwar ist ein Bluthochdruck in der Regel gut behandelbar, allerdings verursachen die Medikamente bei manchen Menschen Nebenwirkungen (2). Kann Kurkuma hier einen Beitrag leisten?

Über den Blutdruck

Der Blutdruck sorgt dafür, dass das Blut durch die Körpergefäße fließt und zu den Organen gelangt. Er bezeichnet den Druck des Blutes gegen die Gefäßwände. Man unterscheidet den systolischen und den diastolischen Blutdruck. Beide haben jeweils unterschiedliche Normalwerte. Der systolische Blutdruck bezeichnet den Druck während der Leerungsphase des Herzens. Dieser Wert wird durch die höhere Zahl beschrieben. Das liegt daran, dass das Herz das Blut auswirft und in die Gefäße treibt. Der diastolische Blutdruck hingegen befindet sich am niedrigsten Punkt der Druckkurve. Er wird während der Füllungsphase des Herzens gemessen und ist geringer. Der systolische Druck wird immer zuerst angegeben, der diastolische Druck steht zuletzt. Bei Menschen über 18 Jahre liegen die Normalwerte bei 120-139 zu 80-89mmHg (5). Ist der Blutdruck dauerhaft höher als der Normalwert, spricht man von Bluthochdruck.

Die Messung des Blutdrucks erfolgt mit Hilfe einer Manschette in Herzhöhe am Oberarm. Eine falsch angelegte Manschette, oder körperliche Belastung sorgen hier bereits für falsch-hohe Werte. Daher reicht eine einmalige Messung nicht aus, um einen Bluthochdruck festzustellen. Für eine zuverlässige Diagnose ist es am besten, eine 24-Stunden-Messung durchzuführen, oder ein Blutdruck-Tagebuch zu führen. Hierbei misst man den Blutdruck regelmäßig selbst und trägt die Ergebnisse ein. Auch hierbei ist zu beachten, dass man sich vor der Messung ruhig hinsetzt, um genaue Ergebnisse zu erhalten (3,4). 

Bluthochdruck – der “silent killer”

Beim Bluthochdruck werden die Blutgefäße stark belastet. Auf Dauer wird das Herz geschädigt und die Gefäße können sich verhärten. Dies führt zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Außerdem fördert dieser Prozess langfristig die Entstehung von Arteriosklerose. Hierbei bilden sich Ablagerungen an den Gefäßwänden, welche den Blutfluss behindern oder gänzlich stoppen. Im schlimmsten Fall führt dies zum Herzinfarkt oder Schlaganfall (6).
Bluthochdruck ist in vielen Fällen komplett symptomlos und wird nur durch Zufall entdeckt. Symptome wie Kopfschmerzen, Nasenbluten, Schwindel oder eine verschwommene Sicht kommen nur selten vor (7).

Die Ursachen von Bluthochdruck sind vielfältig. In den meisten Fällen gibt es verschiedene Einflussfaktoren. Man spricht vom primären Bluthochdruck. Besonders wichtige Risikofaktoren sind Übergewicht, Alkoholkonsum und das Rauchen. Ausreichende Bewegung und Gewichtsabnahme können umgekehrt den Blutdruck senken.
Seltener ist ein Bluthochdruck auf eine andere Erkrankung zurückzuführen. In diesem Fall nennt man ihn sekundär. Die häufigsten Ursachen sind Nierenerkrankungen oder hormonelle Funktionsstörungen. In diesem Fall kann der Blutdruck durch Therapie der Grunderkrankung normalisiert werden (8).

Wie wird der Bluthochdruck behandelt?

Eine Veränderung des Lebensstils bewirkt schon viel. Eine Ernährungsumstellung mit wenig Fett und Salz senkt den Blutdruck nachweislich (9). Weiterhin sind etwa 60% aller Menschen mit Bluthochdruck übergewichtig. Eine Gewichtsabnahme um mindestens 5% und regelmäßige Bewegung sind ebenfalls Methoden, um den Bluthochdruck im Optimalbereich zu halten (10). Das Meiden von Alkohol und Tabak hat ebenfalls einen positiven Effekt. Nicht nur auf den Blutdruck, sondern auf die grundsätzliche Gesundheit.

Natürlich ist eine einschneidende Veränderung nicht jeder Person möglich, und es gibt auch Fälle, in denen diese nichts bringt. Hierfür stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Am häufigsten werden ACE-Hemmer, Sartane, Diuretika und Kalziumkanalblocker verschrieben, meist in Kombination von zwei oder drei Präparaten. Diese Medikamente sind zwar effektiv, können allerdings Nebenwirkungen hervorrufen. Beispielsweise verursachen ACE-Hemmer einen chronischen, trockenen Husten. Sollten Nebenwirkungen auftreten, kann man die Präparate dementsprechend umstellen (11). 

Kurkuma bei erhöhtem Blutdruck?

Der Hauptwirkstoff in Kurkuma ist das Polyphenol Curcumin, welches dem Gewürz die gelbe Farbe verleiht. Es wird seit Jahrhunderten in der Traditionellen Chinesischen Medizin und im Ayurveda verwendet. Unter Anderem ist bekannt, dass es eine antientzündliche und antioxidative Wirkung hat.

In mehreren Studien wurde untersucht, ob das Curcumin auch einen positiven Effekt auf den Bluthochdruck hat. Eine Metaanalyse betrachtete 11 Studien mit insgesamt 734 Teilnehmern. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass eine Anwendung von Curcumin den systolischen Blutdruck verbessert. Entscheidend war dabei, dass der Zeitraum, über den die Einnahme stattfand, mit mindestens 12 Wochen lang genug war. Erfreulich war außerdem, dass keine oder nur sehr milde Nebenwirkungen auftraten (14).

Eine andere Metaanalyse beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit Curcumin auch gegen die Entstehung von Arterienverkalkung hilfreich ist. Ein wichtiger Marker für Arterienverkalkung ist die endotheliale Dysfunktion – also eine Funktionsstörung der innersten Schicht der Gefäßwand. Die Analyse hat gezeigt, dass die Einnahme von Curcumin die Funktion des Endotheliums signifikant verbessert. Damit beugt es der Entstehung der Arterienverkalkung vor (15).

In einer aktuellen Studie wurde Curcumin außerdem bei Patienten mit beginnender Herzveränderung durch Bluthochdruck eingesetzt. Dabei reduzierte Curcumin den Herzinsuffizienz-Marker BNP. Das Besondere dabei: Die Patienten hatten bereits einen medikamentös gut eingestellten Blutdruck. Curcumin konnte also einen zusätzlichen Effekt auf das vorgeschädigte Herz ausüben (13).

Das Problem mit der Bioverfügbarkeit

Die Wirkweise des Curcumins hat allerdings Grenzen, da das Pulver selbst keine hohe Bioverfügbarkeit hat. Das bedeutet, dass das meiste davon ungenutzt wieder ausgeschieden wird, da der Körper es nicht aufnimmt. Es wird daher in klinischen Studien versucht, die Bioverfügbarkeit durch die Zugabe weiterer Inhaltsstoffe zu erhöhen (12).

Die mit Abstand besten Ergebnisse konnte dabei eine Arbeitsgruppe der Universität Hohenheim erzielen. Dort schaffte man es mit einer sogenannten Mizell-Formulierung, wiederholt die Bioverfügbarkeit von Curcumin zu steigern. Aktuell gibt es keine andere Darreichungsform, die ähnlich gute Ergebnisse erreichen konnte (16,17,18). Für die therapeutische Anwendung von Kurkuma ist es daher die erste Wahl.

Fazit

Derzeit ist die Studienlage noch zu dünn, um Curcumin als alleinige Behandlung von Bluthochdruck und Arterienverkalkung zu nutzen. Da die Nebenwirkungen in den durchgeführten Studien jedoch so gering waren, spricht vieles für eine ergänzende Einnahme. Im Rahmen einer Umstellung des Lebenswandels mit gesunder Ernährung und Sport kann so gegebenenfalls eine Dosisreduktion der Medikamente erreicht werden. Die effektivste Darreichungsform sind dabei mizellare Präparate.

Quellenverzeichnis

  1. Krankenkassen Deutschland: Zahl der Arztbesuche und häufigste Krankheiten in Deutschland (abgerufen am 25.12.2022) https://www.krankenkassen.de/gesundheit/gesundheit-aktuell/arztbesuche-krankheiten/
  2. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Bluthochdruck (Hypertonie) https://www.gesundheitsinformation.de/bluthochdruck-hypertonie.html#:~:text=Der%20Blutdruck%20gilt%20als%20erh%C3%B6ht,und%20sind%20nur%20ein%20Anhaltspunkt. (abgerufen am 25.12.2022)
  3. Deutsche Herzstiftung: Blutdruck messen: So bekommen Sie verlässliche Werte https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/bluthochdruck/blutdruck-messen (abgerufen am 25.12.2022)
  4. Internisten im Netz: Blutdruckmessung (abgerufen am 25.12.2022) https://www.internisten-im-netz.de/untersuchungen/blutdruckmessung.html#:~:text=Die%20Blutdruckmessung%20ist%20eine%20risikolose,Sch%C3%A4den%20an%20lebenswichtigen%20Organen%20f%C3%BChren.
  5.  Psychrembel Online: Blutdruck (abgerufen am 25.12.2022) https://www.pschyrembel.de/Blutdruck/T0135#:~:text=FeedbackDruck%2C%20der%20durch%20das%20zirkulierende,sowie%20die%20kapill%C3%A4re%20Strombahn%20bewirkt.
  6. World Health Organisation: Hypertension (abgerufen am 25.12.2022) https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hypertension
  7. British Heart Foundation: High blood pressure – symptoms and treatment (abgerufen am 25.12.2022) https://www.bhf.org.uk/informationsupport/risk-factors/high-blood-pressure/symptoms-and-treatment
  8. Internisten im Netz: Bluthochdruck: Ursachen & Risikofaktoren (abgerufen am 25.12.2022) https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bluthochdruck/ursachen-risikofaktoren.html
  9. Whelton, P. K., Appel, L. J., Sacco, R. L., Anderson, C. A. M., Antman, E. M., Campbell, N., Dunbar, S. B., Frohlich, E. D., Hall, J. E., Jessup, M., Labarthe, D. R., Macgregor, G. A., Sacks, F. M., Stamler, J., Vafiadis, D. K., & van Horn, L. v. (2012). Sodium, blood pressure, and cardiovascular disease: Further evidence supporting the American Heart Association sodium reduction recommendations. Circulation, 126(24), 2880–2889. https://doi.org/10.1161/CIR.0B013E318279ACBF
  10. Chobanian, A. v., Bakris, G. L., Black, H. R., Cushman, W. C., Green, L. A., Izzo, J. L., Jones, D. W., Materson, B. J., Oparil, S., Wright, J. T., & Roccella, E. J. (2003). Seventh report of the Joint National Committee on Prevention, Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Pressure. Hypertension, 42(6), 1206–1252. https://doi.org/10.1161/01.HYP.0000107251.49515.C2
  11. National Health Services UK: Treatment Hypertension (abgerufen am 25.11.2022) https://www.nhs.uk/conditions/high-blood-pressure-hypertension/treatment/
  12. Jurenka JS. Anti-inflammatory properties of curcumin, a major constituent of Curcuma longa: a review of preclinical and clinical research. Altern Med Rev. 2009 Jun;14(2):141-53. Erratum in: Altern Med Rev. 2009 Sep;14(3):277. PMID: 19594223.
  13. Masafumi Funamoto, Yoichi Sunagawa, Yasufumi Katanasaka, Toru Kato, Junichi Funada, Yoichi Ajiro, Maki Komiyama, Masaharu Akao, Akihiro Yasoda, Hajime Yamakage, Noriko Satoh-Asahara, Hiromichi Wada, Yasumasa Ikeda, Tatsuya Morimoto, Koji Hasegawa, Effects of high-absorption curcumin for the prevention of hypertensive heart disease: a double-blind, placebo-controlled, randomized clinical study, European Heart Journal Open, Volume 2, Issue 5, September 2022, oeac057, https://doi.org/10.1093/ehjopen/oeac057
  14. Hadi, A., Pourmasoumi, M., Ghaedi, E., & Sahebkar, A. (2019). The effect of Curcumin/Turmeric on blood pressure modulation: A systematic review and meta-analysis. Pharmacological Research, 150. https://doi.org/10.1016/J.PHRS.2019.104505
  15. Changal KH, Khan MS, Bashir R, Sheikh MA. Curcumin Preparations Can Improve Flow-Mediated Dilation and Endothelial Function: A Meta-Analysis. Complement Med Res. 2020;27(4):272-281. English. doi: 10.1159/000506180. Epub 2020 Feb 26. PMID: 32101871.
  16. Schiborr, C., Kocher, A., Behnam, D., Jandasek, J., Toelstede, S., & Frank, J. (2014). The oral bioavailability of curcumin from micronized powder and liquid micelles is significantly increased in healthy humans and differs between sexes. Molecular Nutrition and Food Research, 58(3), 516–527. https://doi.org/10.1002/mnfr.201300724
  17. Kocher, A., Bohnert, L., Schiborr, C., & Frank, J. (2016). Highly bioavailable micellar curcuminoids accumulate in blood, are safe and do not reduce blood lipids and inflammation markers in moderately hyperlipidemic individuals. Molecular Nutrition & Food Research, 60(7), 1555–1563. https://doi.org/10.1002/mnfr.201501034
  18. Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to  Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65(24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613