Kurkuma ist nicht nur beliebt in der Küche, sondern auch in der Medizin. Das als Gewürz bekannte Nahrungsmittel findet nämlich schon seit längerem seinen Weg in die Behandlung vieler Erkrankungen. In vielen asiatischen Ländern ist die Wirkungsweise von Kurkuma schon lange bekannt. Über 20.000 Suchergebnisse bei wissenschaftlichen Suchmaschinen unterstreichen aber auch das große Interesse an dem Gewürz in der westlichen Medizin. Und das zurecht: Kurkuma wird eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung zugeschrieben. Damit könnte es effektiv bei Krankheiten wie Arthritis, einem Reizdarm, Schuppenflechte, Dermatitis und Nervenerkrankungen helfen (1). Doch was genau macht Kurkuma zu einem solchen Superfood?

Kurkuma, Curcumin, Curcuminoide – viele Namen für eine Pflanze

Die Kurkuma Pflanze oder Curcuma longa gehört zur Familie der Ingwergewächse und wird auch Gelber Ingwer, Safranwurzel oder Gelbwurzel genannt. Sie kommt ursprünglich aus dem südostasischen Raum und wird in den Tropen kultiviert. Das Gewürz wird aus den Wurzeln, auch Rhizom genannt, gewonnen. Nach einer etwa zehn-wöchigen Wachstumsperiode werden die Rhizome geerntet. Die Weiterverarbeitung ist von Land zu Land unterschiedlich. In Indien beispielsweise werden die Knollen zunächst gekocht. So geht die enthaltene Stärke verloren, die sonst zu einem Verkleben führen würde. Danach werden die Wurzeln für mehrere Tage an der Sonne getrocknet. Anschließend werden die äußeren Gewebsschichten abgezogen und die gelben Rhizome zu einem Pulver weiterverarbeitet.

Der bekannteste Inhaltsstoff von Kurkuma ist Curcumin. Es gibt dem Rhizom seine gelbliche Farbe (2). Curcumin gehört zur Gruppe der Curcuminoide und ist neben noch weiteren Bestandteilen mit circa 77 Prozent der Hauptvertreter (3). Curcumin wird außerdem oft als Synonym für Kurkuma-Extrakte verwendet, da diese zu 95 Prozent aus Curcuminoiden bestehen.

Curcumin wirkt antioxidativ, entzündungshemmend, anti-mikrobiell, reguliert das Immunsystem und den Stoffwechsel (4). Dank seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften findet es in der Therapie vieler Krankheiten Anwendung: Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (5), in der Krebs-Therapie (6), gegen Karies und andere bakteriell-versurachte Leiden (7), gegen erhöhten Blutdruck (8) und sogar gegen Depressionen (9).

Kurkuma ist mehr als Curcumin

Doch positive Eigenschaften hat nicht bloß das Curcumin. In der Wurzel der Curcuma longa befinden sich noch weitere Stoffe, die für den Menschen interessant sind. Kurkuma ist reich an ätherischen Ölen, Vitaminen und Mineralstoffen. Dabei kommt es neben den separaten Wirkungsweisen der einzelnen enthaltenen Stoffe auch stark auf das Zusammenspiel der Komponenten an.

Kurkuma weist einen hohen Kalium-Gehalt auf. Kalium sorgt dafür, dass die Zellen mit genügend Wasser und Nährstoffen versorgt werden (10). Als Elektrolyt spielt es eine wichtige Rolle in der Nervenreizleitung und Muskelkontraktion. Das Mineral ist außerdem unerlässlich für den Protein- und Kohlenhydratstoffwechsel und für das Zellwachstum (11).

Neben Kalium beinhaltet die Kurkuma-Wurzel auch Kalzium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Mangan, Selen, Zink und Chrom (12). Kalzium ist wichtig für die Knochendichte und die Zähne. Genau wie Kalium wird es für die Reizübertragung und die allgemeine Zellgesundheit benötigt (13). Auch Magnesium ist unabdinglich für die Gesundheit. Es wird für nahezu alle enzymatischen Reaktionen im Körper verwendet und Mangelerscheinungen sind oft schon sehr früh zu bemerken (14).

Neben den Mineralien und Curcuminoiden gehören ätherische Öle zu den wichtigsten aktiven Inhaltsstoffen von Kurkuma. In Extraktionsstudien konnte gezeigt werden, dass Turmerone den Hauptbestandteil der Öle in Kurkuma bilden (61,79 Prozent). Dieser Inhaltsstoff wirkt in Zellkulturen antioxidativ. Turmerone binden nämlich hoch-reaktive Sauerstoffmoleküle, sogenannte freie Radikale. Diese werden im Körper meist von Immunzellen produziert, und sind die treibende Kraft bei chronischen Entzündungen. Nach Injektion in Mäuse, denen entzündungs-Stimulanzien verabreicht wurden, wurde die Entzündung mithilfe des Öls reduziert. Die Turmerone wirkten in Mäusen außerdem antinozizeptiv, erniedrigen also die Sensitivität gegenüber Schmerzreizen. Das Öl erhöht zusätzlich die Aktivität von Enzymen, welche tumorartiges Gewebe erkennen und zerstören (15).

Die ätherischen Öle, die in Kurkuma enthalten sind, haben zusammen mit Curcumin neuroprotektive Effekte. Das bedeutet, dass sie die Nervenzellen und -fasern vor dem Absterben bewahren. Mit dem Alter sammeln sich immer mehr Neurotoxine wie Aluminium im Gehirn an. Diese führen zu Entzündungen und könne Alzheimer auslösen. Die Turmerone können die Aufnahme von Curcumin im Körper steigen und so zusammen der Entzündung entgegenwirken (16).

Kurkuma ist ein Lebensmittel, Curcumin ein Wirkstoff

Spricht man von Kurkuma, so werden Kurkuma und Curcumin oft gleichgesetzt. Jedoch beschreibt „Kurkuma“ die Pflanze als Lebensmittel und „Curcumin“ einen enthaltenen Inhaltsstoff der Wurzel. Kurkuma kann uns auf dem Weg in ein gesundes Leben unterstützen. Die Wurzel enthält ätherische Öle, eine Reihe an wichtigen Vitaminen und viele Mineralstoffe. All dies ist nicht bloß interessant, wenn es um Erkrankungen geht. Die enthaltenden Stoffe sollten ohnehin zu einer gesunden Ernährung dazugehören. Somit ist es ratsam, Kurkuma in den alltäglichen Essensplan einzugliedern.

Wie bereits erwähnt, wird der gelbe Farbstoff Curcumin bei der Behandlung von vielen Krankheiten eingesetzt. Dieser ist zu einem gewissen Teil im Kurkuma-Gewürz vorhanden, jedoch nur in sehr geringen Mengen. Da die meisten Studien zu Curcumin durchgeführt wurden, muss man dies bei dem Bezug auf den Menschen beachten. Will man es gezielt gegen Krankheiten einsetzen, muss man in der Regel auch auf einen Kurkuma-Extrakt zurückgreifen.

Neben der Einnahme einer effektiven Curcumin-Menge, ist ein weiteres Problem die geringe Bioverfügbarkeit des Stoffes. Normales Curcumin, wie es in Kurkuma enthalten ist, wird nur schwer vom Körper aufgenommen. Der Farbstoff gelangt in seiner nativen Form kaum ins Blut. Erst durch die Aufbereitung mit bestimmten Verfahren kann Curcumin absorbiert werden und seine Wirkung entfalten (17). Als mit Abstand effektivste Methode gilt dabei die Darreichung als mizellares Curcumin (18).

Fazit

Kurkuma ist eine Pflanze, aus der durch das Trocknen seiner Wurzeln ein Gewürz gewonnen wird. Als Nahrungsmittel hat die Wurzel viele positive Eigenschaften. Sie enthält wertvolle Mineralien, Ballaststoffe und ätherische Öle. Diese Stoffe unterstützen einen gesunden Lebenswandel und tragen zur Krankheitsprävention bei.

Curcumin ist der Farbstoff, welcher dem Rhizom von Kurkuma seine gelbe Farbe verleiht. Es handelt sich dabei um einen relativ isolierten Pflanzenstoff, welcher auf eine große Anzahl verschiedener Erkrankungen wirkt. Vor allem Entzündungen lindert Curcumin effektiv und wirkt dem Schaden im Körper entgegen. Im Gewürz Kurkuma ist der Stoff jedoch in zu geringen Mengen enthalten, als dass er effektiv wirken könnte. Für eine therapeutische Anwendung empfiehlt sich daher eher ein Kurkuma-Extrakt, der hauptsächlich aus Curcumin besteht. Mizellare Präparate stellen dabei die effektivste Methode zur Steigerung der Bioverfügbarkeit und damit des therapeutischen Potentials dar.

Quellenverzeichnis

  1. Razavi, B. M., Ghasemzadeh Rahbardar, M., & Hosseinzadeh, H. (2021). A review of therapeutic potentials of turmeric (Curcuma longa) and its active constituent, curcumin, on inflammatory disorders, pain, and their related patents. Phytotherapy Research, 35( 12), 6489– 6513. https://doi.org/10.1002/ptr.7224
  2. Siewek, F. (2013). Exotische Gewürze Herkunft Verwendung Inhaltsstoffe. S. 72 Springer-Verlag. ISBN 978-3-0348-5239-5
  3. Parasuraman A. Subramani, Kalpana Panati, Veeranjaneya R. Lebaka, Dharaneeswara D. Reddy, Venkata Ramireddy Narala (2017). Chapter 21 – Nanostructures for Curcumin Delivery: Possibilities and Challenges, Nano- and Microscale Drug Delivery Systems, Elsevier, Pages 393-418, ISBN 9780323527279
  4. Stohs, S.J.; Chen, O.; Ray, S.D.; Ji, J.; Bucci, L.R.; Preuss, H.G. Highly Bioavailable Forms of Curcumin and Promising Avenues for Curcumin-Based Research and Application: A Review. Molecules 202025, 1397. https://doi.org/10.3390/molecules25061397
  5. Goulart, R. D. A., Barbalho, S. M., Lima, V. M., Souza, G. A. de, Matias, J. N., Araújo, A. C., Rubira, C. J., Buchaim, R. L., Buchaim, D. V., Carvalho, A. C. A. de, & Guiguer, É. L. (2021). Effects of the Use of Curcumin on Ulcerative Colitis and Crohn’s Disease: A Systematic Review. In Journal of Medicinal Food (Vol. 24, Issue 7, pp. 675–685). Mary Ann Liebert Inc. https://doi.org/10.1089/jmf.2020.0129
  6. Pricci, M., Girardi, B., Giorgio, F., Losurdo, G., Ierardi, E., & di Leo, A. (2020). Curcumin and colorectal cancer: From basic to clinical evidences. In International Journal of Molecular Sciences (Vol. 21, Issue 7). MDPI AG. https://doi.org/10.3390/ijms21072364
  7. Ehteshami, A., Shirban, F., Gharibpour, F., Bagherniya, M., Sathyapalan, T., & Sahebkar, A. (2021). Does Curcumin Have an Anticaries Effect? A Systematic Review of In Vitro Studies. In Advances in Experimental Medicine and Biology (Vol. 1291, pp. 213–227). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-030-56153-6_12
  8. Hadi, A., Pourmasoumi, M., Ghaedi, E., & Sahebkar, A. (2019). The effect of Curcumin/Turmeric on blood pressure modulation: A systematic review and meta-analysis. In Pharmacological Research (Vol. 150). Academic Press. https://doi.org/10.1016/j.phrs.2019.104505
  9. Al-Karawi, D., al Mamoori, D. A., & Tayyar, Y. (2016). The Role of Curcumin Administration in Patients with Major Depressive Disorder: Mini Meta-Analysis of Clinical Trials. In Phytotherapy Research (Vol. 30, Issue 2, pp. 175–183). John Wiley and Sons Ltd. https://doi.org/10.1002/ptr.5524
  10. Sturm, V. K. (n.d.). Superfood Kurkuma.
  11. Turck, D., Bresson, J. L., Burlingame, B., Dean, T., Fairweather-Tait, S., Heinonen, M., Hirsch-Ernst, K. I., Mangelsdorf, I., McArdle, H., Neuhäuser-Berthold, M., Nowicka, G., Pentieva, K., Sanz, Y., Siani, A., Sjödin, A., Stern, M., Tomé, D., van Loveren, H., Vinceti, M., … Naska, A. (2016). Dietary reference values for potassium. EFSA Journal, 14(10). https://doi.org/10.2903/j.efsa.2016.4592
  12. Kurkuma – Inhaltsstoffe, Wirkung und Nebenwirkungen des Superfoods (brain-effect.com) (28.1.2023)
  13. Calcium – Alles zu Bedarf, Quellen und Mangel | Gesundheitsportal (28.1.2023)
  14. Die gesundheitlichen Vorteile von Magnesium (zentrum-der-gesundheit.de) (28.1.2023)
  15. Liju VB, Jeena K, Kuttan R. An evaluation of antioxidant, anti-inflammatory, and antinociceptive activities of essential oil from Curcuma longa. L. Indian J Pharmacol. 2011 Sep;43(5):526-31. doi: 10.4103/0253-7613.84961. PMID: 22021994; PMCID: PMC3195121.
  16. Banji D, Banji OJF, Srinivas K. Neuroprotective Effect of Turmeric Extract in Combination with Its Essential Oil and Enhanced Brain Bioavailability in an Animal Model. Biomed Res Int. 2021 Jan 26;2021:6645720. doi: 10.1155/2021/6645720. PMID: 33575335; PMCID: PMC7857868.
  17. Hassanzadeh K, Buccarello L, Dragotto J, Mohammadi A, Corbo M, Feligioni M. Obstacles against the Marketing of Curcumin as a Drug. Int J Mol Sci. 2020 Sep 10;21(18):6619. doi: 10.3390/ijms21186619. PMID: 32927725; PMCID: PMC7554750.
  18. Flory, S., Sus, N., Haas, K., Jehle, S., Kienhöfer, E., Waehler, R., Adler, G., Venturelli, S., & Frank, J. (2021). Increasing Post-Digestive Solubility of Curcumin Is the Most Successful Strategy to  Improve its Oral Bioavailability: A Randomized Cross-Over Trial in Healthy Adults and In Vitro Bioaccessibility Experiments. Molecular Nutrition & Food Research, 65(24), e2100613. https://doi.org/10.1002/mnfr.202100613