Eine Studie der Universität des Saarlandes aus dem Jahr 2016 fand heraus, dass Curcumin eine ähnliche Wirkung auf Entzündungen hat wie Cortison. Es wirkt auf das sog. GILZ-Protein (Glucocorticoid-induced-leucin-zipper), das eine entscheidende Rolle bei Entzündungen im menschlichen Körper spielt. Wie Curcumin dieses Protein beeinflusst und welche Aufgaben es im Körper erfüllt, klären wir in diesem Beitrag.

Studie zeigt: Kurkuma hemmt Entzündungen ähnlich wie Cortison.

Curcumin hat nachweislich ein hohes entzündungshemmendes Potential und wurde in zahlreichen Studien auf seine Möglichkeiten zur therapeutischen Anwendung hin untersucht. Dabei konnte die positive Wirkung zwar wiederholt bestätigt werden, es war jedoch nicht möglich den zugrunde liegenden Mechanismus vollständig zu entschlüsseln [2,3].

Die Abhängigkeit von Cortison bei Entzündungen

In der ärztlichen Behandlung ist Cortison für viele Menschen zunächst einmal ein abschreckender Wirkstoff bekannt. Genau genommen ist es ein Hormon, es wird aber auch als Medikament verabreicht. Dennoch müssen zahlreiche Betroffene aufgrund diverser Leiden und vor allem bei Entzündungen Arzneimittel mit Cortison zu sich nehmen – nicht selten mit Nebenwirkungen. Cortison kann nämlich u.a. auf das äußere Erscheinungsbild negativ wirken (Akne, aufgedunsenes Aussehen), zu Muskelschwäche führen, Müdigkeit und Trägheit fördern oder sich negativ auf die Augen (Linsentrübung, Grauer Star) auswirken [4]. Könnte es nun eine natürliche Alternative hierzu geben?

Video zur entzündungshemmenden Wirkung von Kurkuma

Neuste Forschungserkenntisse zu Kurkuma und Cortison

So haben Wissenschaftler der Universität des Saarlandes einen wichtigen Bestandteil der entzündungshemmende Wirkung von Curcumin entschlüsselt [1].

Die Forscher haben beobachtet, dass Curcumin das GILZ-Protein aktiviert, welches eine zentrale Rolle bei der Unterdrückung von Entzündungen einnimmt. Entzündungen werden vom Immunsystem induziert und sind Teil der natürlichen Abwehr von Krankheitserregern. Dazu bauen Immunzellen bei Bedarf das GILZ-Protein ab, sodass sich eine ausgeprägte Entzündungsreaktion entwickeln kann [1]

Kommt es nun jedoch zu einer überschießenden, fehlgeleiteten Entzündung, wie im Falle von Autoimmunerkrankungen und chronischen Entzündungen, werden körpereigene Strukturen und Zellen angegriffen. Entsprechend ist die Entzündungsreduktion bei solchen Erkrankungen ein wichtiges therapeutisches Ziel, und das GILZ-Protein als körpereigener Entzündungshemmer ein möglicher Ansatz [1].

Cortison und seine Nebenwirkungen

In Form von Cortison existiert bereits ein bewährtes Therapeutikum, welches bei akuten Entzündungen Anwendung findet und durch Aktivierung von GILZ funktioniert. Cortison ist die inaktive Form des körpereigenen Stresshormons Cortisol und wirkt stark entzündungshemmend. Dabei hat es jedoch leider bei längerfristiger Anwendung einige nicht zu unterschätzende Nebenwirkungen. Die dauerhafte Stressreaktion führt zu Muskelatrophie, Osteoporose, Hyperglykämie und Wachstumsstörungen.[4]

Die Studie können Sie hier abrufen: Journal of Biological Chemistry

Kurkuma als natürliches Cortison

Curcumin scheint nun in der Lage zu sein das GILZ-Protein zu aktivieren, ohne die Signalwege, welche den Nebenwirkungen von Cortisol zugrunde liegen, auszulösen. Daraus schließen die Forscher, dass Curcumin potentiell zukünftig als eine verträgliche Alternative zu Cortisol Anwendung finden könnte [1].

Auch wenn es sich hierbei nur um eine erste Untersuchung handelt, sind die Ergebnisse mehr als vielversprechend und helfen das therapeutische Bild von Curcumin zu vervollständigen. Zukünftige Untersuchungen werden zeigen, ob Curcumin das Potential besitzt, schon bald als Entzündungshemmer Anwendung zu finden.

Komplett auf gängige Cortison Medikamente sollte man sicherlich nicht verzichten – hiervon wird strikt abgeraten. Bei verschiedenen Krankheitsbildern ist die Gabe großer Mengen Cortison aktuell unumgänglich. Zudem muss abgewartet werden, welche Ergebnisse weitere Studien liefern. Allerdings bleibt festzuhalten, dass Kurkuma ergänzend sicherlich seinen Teil dazu beitragen kann, durch die Aktivierung des GILZ-Proteins viele Entzündungen zu hemmen.

Die Bioverfügbarkeit als limitierender Faktor

Obwohl Kurkuma als vielversprechende natürliche Alternative zu Cortison gilt, stellt sich bei der Einnahme die Frage der Bioverfügbarkeit, also wie der Organismus letztendlich von den Eigenschaften des Curcumins profitieren kann. Denn durch die lipophile, fettlösliche, Struktur kann der Darm reines Kurkuma-Pulver kaum resorbieren, weshalb hier weitere Wege zu einer besseren Aufnahme gefunden werden müssen [5].

Nach aktueller Studienlage ist die effektivste Methode zur Steigerung der Bioverfügbarkeit eine Darreichung in Mizell-Form. Damit ist eine um das bis zu 185-fach verbesserte Aufnahme möglich [6]. Außerdem können dadurch auch im nüchternen Zustand bereits relevante Wirkspiegel erreicht werden [7]. Sollte Curcumin jemals gezielt als Ersatz zu Cortison erprobt werden, wäre Mizell-Kurkuma der vielversprechendste Kandidat dafür.

Fazit

Die Wirkung von Curcumin auf das GILZ-Protein eröffnet viele spannende Möglichkeiten für die zukünftige Forschung. Curcumin wirkt anerkanntermaßen entzündungshemmend und anscheinend teilweise ähnlich wie Cortison. Obwohl man aktuell noch nicht sagen kann, ob es auch einen Ersatz für Cortison darstellen könnte, spricht doch vieles für eine therapeutische Anwendung bei entzündlichen Erkrankungen. Gerade mizellares Curcumin birgt hierbei das größte Potential.

Quellenverzeichnis

  1. Hoppstädter et al., 2016. Induction of Glucocorticoid-induced Leucine Zipper (GILZ) Contributes to Anti-inflammatory Effects of the Natural Product Curcumin in Macrophages. Journal of Biological Chemistry , https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5087716/, Abgerufen am 30.03.2021
  2. Sahebkar, A., Cicero, A. F. G., Simental-Mendia, L. E., Aggarwal, B. B., & Gupta, S. C. (2016). Curcumin downregulates human tumor necrosis factor-alpha levels: A systematic review and meta-analysis ofrandomized controlled trials. Pharmacological Research, 107, 234–242. https://doi.org/10.1016/j.phrs.2016.03.026
  3. Derosa, G., Maffioli, P., Simental-Mendia, L. E., Bo, S., & Sahebkar, A. (2016). Effect of curcumin on circulating interleukin-6 concentrations: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Pharmacological Research, 111, 394–404. https://doi.org/10.1016/j.phrs.2016.07.004
  4. https://www.amboss.com/de/wissen/Glucocorticoide#xid=km0mfg&anker=Za14de171d7bf60a610562274eb0d3e32