Dass Übergewicht ein weitverbreitetes Problem darstellt, ist kein Geheimnis. Viele Menschen suchen nach Hilfe beim Gewichtsverlust. Auf dem Markt findet man alle möglichen Getränke und Pulver, welche einen schnellen Weg zur Traumfigur versprechen: Ohne Diät und ohne Hungern. Die tatsächliche Wirkung ist oft umstritten. Aber könnte Kurkuma hier die Ausnahme sein?

Übergewicht – eine schleichende Gefahr

Knapp ein Fünftel der Deutschen ist übergewichtig – insgesamt 19% geben an, an der sogenannten Adipositas zu leiden (1). Es handelt sich dabei um einen Zustand, bei welchem der Fettanteil des Körpers über das normale Maß hinausgeht. Um einzuschätzen, ob man im Normalbereich liegt, gibt es Gewichtsklassifikationen. Diese werden mithilfe des BMI, oder Body Mass Index, berechnet. Er stellt die Relation zwischen Körpergröße und Körpergewicht dar. Man berechnet ihn, indem man das Gewicht durch die Körpergröße zum Quadrat teilt. Liegt der Wert bei 25 oder darüber, gilt man als übergewichtig (2). Hierbei gilt: Je höher der BMI, desto höher das Risiko für Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Gelenkverschleiß oder Diabetes mellitus (3).

Gesund Abnehmen mit Kurkuma

Der BMI liefert allerdings schnell irreführende Informationen. Beispielsweise werden Sportler mit einem hohen Anteil an Muskelmasse genauso als übergewichtig eingestuft wie Personen mit einem hohen Fettanteil. Dabei wirkt die Muskelmasse im Gegenteil positiv auf die Gesundheit (4).

Um die metabolische Gesundheit besser einzuschätzen, gibt es noch weitere Berechnungsmethoden. Eine davon ist die Waist-Height-Ratio (WHR). Diese bezeichnet das Verhältnis zwischen Größe und Hüftumfang. Ihre Berechnung hilft dabei, das Risiko für Erkrankungen des Herzens und des Blutkreislaufes einzuschätzen. Die Verteilung des Körperfettes spielt hierbei eine wichtige Rolle. Insbesondere ein hoher Anteil an Bauchfett erhöht das Risiko für solche Erkrankungen (5). Treten einige davon gemeinsam auf, spricht man vom metabolischen Syndrom. Im Einzelnen besteht es aus Bluthochdruck, Übergewicht, hohen Blutfett- und Blutzuckerwerten. Diese Kombination begünstigt die Entstehung von systemischen Entzündungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (6).

Um diesen Zusammenhang zu verstehen, muss man wissen, dass im Bauchfett vermehrt zu große und fehlerhafte Fettzellen entstehen. Diese bilden proentzündliche Stoffe wie Prostaglandine und C-reaktives Protein. Zugleich führt die Zunahme des Bauchfetts zu einer Abnahme der Konzentration an Adiponektin. Dieser Botenstoff schützt vor Arteriosklerose und Insulin-Resistenz. Die von den fehlerhaften Fettzellen produzierten entzündungsfördernden Botenstoffe begünstigen wiederum die Entstehung von Diabetes Typ 2, hohen Blutfettwerten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das überschüssige Bauchfett führt letztlich dazu, dass mehr Insulin produziert wird. Daraus resultiert, dass die Zellen immer weniger auf das Insulin reagieren und schließlich resistent dagegen werden. Der Blutzuckerspiegel kann dann nicht mehr reguliert werden. Da ein hoher Blutzucker ebenfalls zu der Entstehung von Entzündungen beiträgt, treten nach jeder Mahlzeit akute Entzündungen auf. Mit jeder dieser kleinen Entzündung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine chronische, systemische Entzündung entwickelt. Dies hat weitreichende Folgen für den gesamten Körper (7, 8, 9).

Kurkuma und das metabolische Syndrom

Verschiedene Studien konnten belegen, dass Kurkuma, beziehungsweise der Inhaltsstoff Curcumin, gegen die Folgen des Übergewichts wirkt. Eine Meta-Analyse zeigte, dass eine Einnahme über etwa 10 Wochen die Menge der proentzündlichen Stoffe im Blut stark reduziert (10). Auch der Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte sanken unter der Einnahme von Curcumin signifikant (11). Besonders gefährliche Komponenten des metabolischen Syndroms sind der Bluthochdruck und die Arterienverkalkung. Bluthochdruck führt zu dauerhaften Schädigungen des Herzens und der Gefäße. Es kann außerdem zu einer Thrombose kommen, welche sich ablöst und zu den Organen wie der Lunge wandert (12, 13). Daher gilt es, beide Problematiken so gut es geht zu vermeiden. Auch auf diese Erkrankungen hat Curcumin laut einer aktuellen Meta-Analyse von insgesamt fünf Studien einen positiven Einfluss. Demzufolge senkt es nicht nur den Blutdruck, sondern verbessert auch den Blutfluss (14, 15). Zu guter Letzt erhöht Curcumin auch die Konzentration des gefäßschützenden Stoffes Adiponektin (16). Damit beeinflusst es verschiedene Mechanismen des metabolischen Syndroms und reduziert dessen schädliche Folgen. 

Kurkuma kann im Rahmen einer langfristigen Umstellung des Lebenswandels eine sinnvolle Ergänzung darstellen

Kurkuma als Abnehmhelfer?

Zurück zu der Frage, ob Kurkuma auch beim Abnehmen helfen kann. Grundsätzlich sei vorweg gesagt, dass es leider kein Wundermittel gegen Übergewicht gibt. Ein langfristiger Gewichtsverlust ist nur mit einem gesunden Kaloriendefizit möglich. Das erreicht man am besten mit einer angemessenen Ernährung in Kombination mit ausreichender Bewegung. Eine gute Ernährungsform ist die mediterrane Kost. Diese besteht hauptsächlich aus Fisch, Gemüse, Früchten und Olivenöl. Eine langfristige Ernährungsumstellung hat nicht nur positive Effekte auf das Gewicht, sondern auch auf die Herzgesundheit (17).

Diverse Studien liefern tatsächlich Hinweise darauf, dass Curcumin auch bei der Gewichtsreduktion hilft. So konnten BMI und Hüftumfang positiv beeinflusst werden. Allerdings sind die Daten teilweise widersprüchlich, und es führt zu keinem drastischen und langanhaltenden Gewichtsverlust (18, 19, 20).

Positiver Einfluss von Curcumin auf Stoffwechsel und Fettverbrennung

Fazit

Zum Abnehmen selber schadet es nicht, Curcumin einzunehmen. Es kann laut Studienlage einen moderaten Effekt auf den Gewichtsverlust haben. Langfristige Erfolge erzielt man allerdings nur mit einer gesunden Ernährung und sportlicher Betätigung.

Nichtsdestotrotz wirkt Curcumin sehr positiv auf die Folgen des Übergewichts. Indem es die Entstehung von Entzündungen reduziert und zu einer Verbesserung des Blutdrucks führt, beugt es vor allem Herzkreislauf-Erkrankungen vor. Im Rahmen einer langfristigen Umstellung des Lebenswandels stellt es daher eine sinnvolle Ergänzung dar.

Quellenvezeichnis

  1. Robert Koch-Institut: Übergewicht und Adipositas https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html#:~:text=Nach%20Selbstangaben%20aus%20den%20Jahren,steigen%20%C3%9Cbergewichts%2D%20und%20Adipositaspr%C3%A4valenzen%20an. (abgerufen am 12.01.2023)
  2. Deutsche Adipositas Gesellschaft: Definition von Übergewicht und Adipositas https://adipositas-gesellschaft.de/ueber-adipositas/definition-von-adipositas/ (abgerufen am 12.01.2023)
  3. Adipositas Netzwerk: Begleiterkrankungen der Adipositas https://www.adipositas-netzwerk.ch/de/magazin/begleiterkrankungen-der-adipositas.html (abgerufen am 12.01.2023)
  4. Harvard Health Publishing: How useful is the Body Mass Index (BMI)? https://www.health.harvard.edu/blog/how-useful-is-the-body-mass-index-bmi-201603309339 (abgerufen am 12.01.2023)
  5. Britton KA, Massaro JM, Murabito JM, Kreger BE, Hoffmann U, Fox CS. Body fat distribution, incident cardiovascular disease, cancer, and all-cause mortality. J Am Coll Cardiol. 2013 Sep 3;62(10):921-5. doi: 10.1016/j.jacc.2013.06.027. Epub 2013 Jul 10. PMID: 23850922; PMCID: PMC4142485.
  6. Després JP, Lemieux I. Abdominal obesity and metabolic syndrome. Nature. 2006 Dec 14;444(7121):881-7. doi: 10.1038/nature05488. PMID: 17167477.
  7. Paley CA, Johnson MI. Abdominal obesity and metabolic syndrome: exercise as medicine? BMC Sports Sci Med Rehabil. 2018 May 4;10:7. doi: 10.1186/s13102-018-0097-1. PMID: 29755739; PMCID: PMC5935926.
  8. Esposito K, Nappo F, Marfella R, Giugliano G, Giugliano F, Ciotola M, Quagliaro L, Ceriello A, Giugliano D. Inflammatory cytokine concentrations are acutely increased by hyperglycemia in humans: role of oxidative stress. Circulation. 2002 Oct 15;106(16):2067-72. doi: 10.1161/01.cir.0000034509.14906.ae. PMID: 12379575.
  9. Després JP, Lemieux I. Abdominal obesity and metabolic syndrome. Nature. 2006 Dec 14;444(7121):881-7. doi: 10.1038/nature05488. PMID: 17167477.
  10. Gorabi AM, Abbasifard M, Imani D, Aslani S, Razi B, Alizadeh S, Bagheri-Hosseinabadi Z, Sathyapalan T, Sahebkar A. Effect of curcumin on C-reactive protein as a biomarker of systemic inflammation: An updated meta-analysis of randomized controlled trials. Phytother Res. 2022 Jan;36(1):85-97. doi: 10.1002/ptr.7284. Epub 2021 Sep 29. PMID: 34586711.
  11. Altobelli E, Angeletti PM, Marziliano C, Mastrodomenico M, Giuliani AR, Petrocelli R. Potential Therapeutic Effects of Curcumin on Glycemic and Lipid Profile in Uncomplicated Type 2 Diabetes-A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trial. Nutrients. 2021 Jan 27;13(2):404. doi: 10.3390/nu13020404. PMID: 33514002; PMCID: PMC7912109.
  12. Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten: Arterienverkalkung: Symptome & Auswirkungen & Vorsorge https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/arteriosklerose/symptome-auswirkungen-vorsorge.html (abgerufen am 16.01.2023)
  13. Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten: Bluthochdruck: Auswirkungen https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bluthochdruck/auswirkungen.html (abgerufen am 16.01.2023)
  14. Hadi A, Pourmasoumi M, Ghaedi E, Sahebkar A. The effect of Curcumin/Turmeric on blood pressure modulation: A systematic review and meta-analysis. Pharmacol Res. 2019 Dec;150:104505. doi: 10.1016/j.phrs.2019.104505. Epub 2019 Oct 21. PMID: 31647981.
  15. Changal KH, Khan MS, Bashir R, Sheikh MA. Curcumin Preparations Can Improve Flow-Mediated Dilation and Endothelial Function: A Meta-Analysis. Complement Med Res. 2020;27(4):272-281. English. doi: 10.1159/000506180. Epub 2020 Feb 26. PMID: 32101871.
  16. Simental-Mendía LE, Cicero AFG, Atkin SL, Majeed M, Sahebkar A. A systematic review and meta-analysis of the effect of curcuminoids on adiponectin levels. Obes Res Clin Pract. 2019 Jul-Aug;13(4):340-344. doi: 10.1016/j.orcp.2019.04.003. Epub 2019 May 4. PMID: 31064708.
  17. Widmer RJ, Flammer AJ, Lerman LO, Lerman A. The Mediterranean diet, its components, and cardiovascular disease. Am J Med. 2015 Mar;128(3):229-38. doi: 10.1016/j.amjmed.2014.10.014. Epub 2014 Oct 15. PMID: 25447615; PMCID: PMC4339461.
  18. Akbari M, Lankarani KB, Tabrizi R, Ghayour-Mobarhan M, Peymani P, Ferns G, Ghaderi A, Asemi Z. The Effects of Curcumin on Weight Loss Among Patients With Metabolic Syndrome and Related Disorders: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Front Pharmacol. 2019 Jun 12;10:649. doi: 10.3389/fphar.2019.00649. PMID: 31249528; PMCID: PMC6582779.
  19. Kasprzak-Drozd K, Oniszczuk T, Gancarz M, Kondracka A, Rusinek R, Oniszczuk A. Curcumin and Weight Loss: Does It Work? Int J Mol Sci. 2022 Jan 7;23(2):639. doi: 10.3390/ijms23020639. PMID: 35054828; PMCID: PMC8775659.
  20. Baziar N, Parohan M. The effects of curcumin supplementation on body mass index, body weight, and waist circumference in patients with nonalcoholic fatty liver disease: A systematic review and dose-response meta-analysis of randomized controlled trials. Phytother Res. 2020 Mar;34(3):464-474. doi: 10.1002/ptr.6542. Epub 2019 Dec 4. PMID: 31799714.